Maori in Neuseeland
Tipps wie man Maori-Kultur verstehen und erleben kann!
Wer sind die Maori Neuseelands, ihre Geschichte, ihr Verhältnis zu den europäischen Pakeha, die traditionellen Maori-Werte, Kunst und Sprache, bekannte Maori und viel mehr.
Maori-Geschichte
Die Geschichte der Maori war selbst vor der Ankunft europäischer Siedler recht dramatisch:
- Die riesige Landmasse Neuseelands muss für die frühen Entdecker bis zum 15. Jahrhundert eine unglaubliche Fülle von Ressourcen geboten haben. Obwohl das Klima kälter war und die meisten Kulturpflanzen ausser Kumara nicht gut gewachsen sind, so bot das Land doch mehr als genug zum Überleben: Flachs (New Zealand Flax) für das Weben von Textilien, Farnwurzeln (Bracken Fern) zum kochen und essen, Robben, Seelöwen und Pinguine als leichte Beute. Am erstaunlichsten müssen die riesigen Moa-Vögel gewesen sein, die so einfach zu fangen waren, dass sie einen grossen Fleischüberschuss für alle bereitstellten. Mit vielen weiteren flugunfähigen Vögeln und einer Küste voller Fische und Muscheln muss Neuseeland wie ein neues Paradies erschienen sein.
- Die neuen Bewohner haben die Verletzlichkeit des neuseeländischen Ökosystems jedoch nicht vollständig verstanden. Der Verzehr all dieser Tiere, die zusätzliche Verwendung von Eiern als Reise-Imbiss und die Einführung der polynesischen Ratte (Kiore) war tödlich für viele einheimische Arten. Schon im 16. Jahrhundert führten Ressourcenengpässe zu Stammeskonflikten. Von nun an wurden Vögel vermehrt mit Ködern und Fallen gefangen, vermehrt wurden Beeren gesammelt, Wälder abgebrannt und landwirtschaftliche Kumara-Anpflanzungen gewannen an Bedeutung. Zum Schutz vor feindlichen Überfällen auf Menschen und Vorratslager wurden viele Pas (Festungen) gebaut, zwischen den Stämmen und Häuptlingen entwickelte sich ein echter Wettbewerb. Die Versklavung von eroberten Feinden und sogar Kannibalismus waren die Kulmination vieler Schlachten um Ressourcen und Anführerschaft. Aber nicht nur die Kriegskunst machte Fortschritte, es gab auch eine kulturelle Verfeinerung und Weiterentwicklung der anderen Künste. Der Mangel an Ressourcen führte zu starken Schutzbestrebungen. Plätze und Tierarten wurden von Experten tapu ("verboten") erklärt, oft während einer Übergangsfrist, die der Erholung von Tierpopulationen oder der Unterstützung natürlicher Fortpflanzungszyklen diente.
Die Beziehung zwischen Maori und Pakeha
Sobald die europäischen Siedler dazustiessen haben sich die Bedingungen erneut verändert. Die anfängliche Ko-Existenz der verschiedenen Kulturen hatte viele Vorteile für die Maori, z.B. mit Fortschritten bei der landwirtschaftlichen Kultivierung, verbesserter medizinischer Behandlung und allgemeinen Fortschritten durch das westliche Wissen. Nach einer Weile nutzten die Häuptlinge die Gelegenheit zur Verbesserung ihrer Kriegsführung mit Musketen und neuen Allianzen. Mit den Siedlern wurden individuelle Abmachungen getroffen, ohne geltendes Recht, das diese Geschehnisse regulierte. Die erste Stadt von Neuseeland wurde als "das Höllenloch des Pazifiks" bekannt: Russell, damals genannt Kororareka (“Pinguin-süss”). Die Maori wurden aber nicht vollständig unterworfen wie das in früheren europäischen Kolonien der Fall gewesen wäre. Es gab sogar bereits einen humanistischen Einfluss zugunsten von eingeborenen Völkern. Aber natürlich waren die Siedler nicht alle Humanisten und vor allem an ihrem eigenen Schicksal interessiert, speziell nachdem sie auf ihrer Suche nach einer Zukunft auf der anderen Seite der Welt extreme Risiken auf sich genommen haben. Viele verwendeten Maori als billige Arbeitskräfte, erwarben deren Grundstücke oder versuchten mit ihnen bei der politischen Kontrolle des neuseeländischen Hoheitsgebietes Einfluss zu gewinnen. Es waren die Missionare, die wirklich an der Maori-Gesellschaft interessiert waren. Die Maori-Kultur hat das Christentum bald auf eine flexible und harmonische Weise angenommen, ohne dabei unterdrückt zu werden.
Der Vertrag von Waitangi in 1840 vereinte die Unterschriften der meisten Stammesführer und sollte viele Missverständnisse zwischen den neuen Siedlern und Maori beheben, wurde aber missverstanden und nie korrigiert. Die in Englisch und Maori geschriebenen Versionen des Vertrags unterschieden sich vor allem in den verwendeten Begriffen für die Souveränität über das Land, wobei die Maori dachten die absolute Macht zu behalten, währenddem die Briten sie an die Krone abtraten. Der Vertrag offerierte nicht nur den Schutz durch die mächtigste Nation der Erde und beabsichtigte eine Befriedung der Stämme untereinander, sondern diente auch als Plattform für die Verteilung von Land an die Pakeha. Dies war der Beginn vieler neuer Konflikte und sogar gewalttätiger Landkriege. Eine Welle von einreisewilligen Bauern aus Grossbritannien und ein steigender europäischer Bevölkerungsanteil führte in den folgenden Jahrzehnten zu einem schnellen und oft unfairen Rückgang von Maori-Grundbesitz (heute sind noch rund 6% der gesamten Landfläche in Maori-Besitz). Da Maori vom Parlament ausgeschlossen waren reagierten sie 1858 mit der Wahl eines gemeinsamen Königs, der symbolisch die Ländereien aller Stämme unter seinen Schutz nahm. Dies verstärkte jedoch eher die Konflikte mit der Regierung, was 1864 zum Exil des Königs im "King Country" in der Nähe von Waitomo führte. Das Königtum hat aber überlebt und der aktuelle Maori-König vereint die Stämme von seinem Wohnsitz in Waikato bis heute.
Das Ideal der Kolonisierung war, die Maori-Bevölkerung durch Heirat und die englische Sprache voll zu assimilieren. Dementsprechend wurde das Kulturerbe der Maori in die neuseeländische Kultur bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht ausreichend integriert. Die Maori-Sprache wurde in den Familien nicht gefördert und in den Schulen verboten, viele zogen weg von ihrem Marae (“Versammlungshaus”) in die Städte, wo die Gebräuche nicht im gleichen Mass gepflegt wurden. Der "Schatz" der Maori-Kultur drohte innerhalb von ein oder zwei Generationen zu verschwinden. Vielleicht war der Einfluss der Globalisierung notwendig, um aufzuzeigen, was für eine einzigartige Kultur am Verschwinden war. Es entwickelte sich ein neuer Stolz, Eltern schickten ihre Kinder in spezialisierte Maori-Schulen, deren erste Abgänger von prominenten Positionen aus nun Einfluss auf die öffentliche Agenda nehmen. Währenddem die Sprache und die Kunst sich langsam erholen findet immer noch ein trauriger Kampf um andere Überlieferungen statt: viele der älteren Generation versuchen verzweifelt, ihre Weisheit und ihr Wissen an die Jüngsten zu vermitteln, was im Wettbewerb mit Videospielen und Hip-Hop aber nicht immer erfolgreich ist.
Wer ist heutzutage Maori?
Fast 650'000 Neuseeländer identifizieren sich als von Maori abstammend, diese Zahl hat sich in den vergangenen 15 Jahren um 30% erhöht und ist fern vom niedrigsten Stand in 1896 von nur 43'000 Personen, der durch Epidemien, Kriege und Alkohol verursacht wurde. Auch die Maori-Bevölkerung lebt heute hauptsächlich in den Städten, mit den stärksten Konzentrationen rund um Rotorua und Northland. Der grösste Stamm mit 120'000 Angehörigen ist der Ngapuhi-Stamm von Northland.
120'000 Maori leben in Australien! Vor allem der höheren Gehälter wegen haben sich viele über den Tasman aufgemacht, um Arbeitsplätze vor allem in Bergbau, Landwirtschaft, Konstruktion, Unterhaltung oder Bewachung zu finden. Viele behaupten, dass es dort weniger Vorurteile gibt, die eine erfolgreiche Karriere behindern und weniger Druck durch familiäre Verpflichtungen. Andererseits ist der Zugang zu einem von Neuseeland gewohnten kulturellen und sozialen Leben erschwert und das Umfeld nimmt weniger Rücksicht auf spezifische kulturelle Anforderungen.
Maori-Werte
Tausende von Jahren polynesischer und 1'000 Jahre Maori-Geschichte sind die Grundlage des einzigartigen "Maori Way". Es ist nicht leicht zu verstehen (und wir behaupten nicht, dass wir Experten sind), aber die folgenden Werte und Konzepte können eine Vorstellung von dem geben, was auch noch vielen modernen Maori wichtig ist:
- Mana (“Prestige” oder “Macht”): Mana ist die übernatürliche Authorität zu führen und Entscheidungen zu treffen, der Status einer Person oder eines Stammes. Es kann von den Vorfahren geerbt oder durch positive Aktionen erhöht werden.
- Tangata ("Menschen"): Die Personenorientierung steht im Mittelpunkt der Maori-Kultur. Die Menschen selbst gelten als Schätze, der Respekt wächst mit dem Alter und die Kaumatua ("die Ältesten") sind die ultimativen Wächter der Weisheit und des Mana ihres Volkes. Dass ein Hongi (ein Gruss bei dem die Nasen aufeinander gedrückt werden) minutenlang dauern kann ist symbolisch für die tiefen Begegnungen zwischen den Menschen. Die tiefgreifenden Demonstrationen von Respekt während eines Tangi (“Beerdigung”) sind ein weiteres Zeichen dafür.
He aha te mea nui? | Was ist die grösste Sache? | |
He tangata, | Es sind Menschen, | |
He tangata, | Es sind Menschen, | |
He tangata! | Es sind Menschen! |
- Tapu ("heilig" oder "verboten" oder "eingeschränkt"): Ein heiliger Zustand von Orten, Dingen oder auch Menschen. Tapu ist wie ein Gesetz, das regelt, wie Dinge und Menschen behandelt werden sollen. Zum Beispiel beinhalten die Toten viel Tapu und werden mit äusserstem Respekt behandelt. Berge können tapu sein, weil auf ihnen Menschen getötet oder begraben wurden. Manchmal braucht es eine entsprechende Zeremonie, um ein Tapu zu entfernen. Beachten Sie jede Bitte im Zusammenhang mit einem Tapu, auch wenn Sie nicht vollständig den Grund verstehen, der dahinter steckt.
- Te Whenua ("das Land"): Maori haben eine tiefe Beziehung zu ihrem Land, sie sind die "Tangata Whenua" ("Menschen des Landes"). Sie betrachten sich selbst als Verwalter des Landes, um diese Vermögenswerte künftigen Generationen einmal weiterzugeben. Teils werden immer noch alte Regeln ausgeübt um Überfischung oder exzessive Jagd zu verhindern. Ein Maori nennt in seiner Vorstellung immer auch die Berge und Flüsse, die seinen Stamm während Jahrhunderten unterstützt haben. Nach der Geburt wird die Plazenta (auch diese wird “Whenua” genannt) traditionell in der Erde begraben. Das Land ist, woher man kommt und wohin man zurück geht. Grundbesitz mit einem solchen spirituellen Element ist folglich ein wichtiges politisches Thema, sei es zwischen verschiedenen strittigen Stämmen oder gegenüber Pakeha.
- Whakapapa (“Herkunft” oder “Linie”): Die Maori-Genealogie reicht traditionell sogar bis zur Entstehung der Pflanzen und Tiere zurück, was eine natürliche Beziehung zwischen allen Teilen des Ökosystems herstellt. Aufgrund des vererbten Mana und der damit verbundenen Verantwortung sind die Tupuna (“Vorfahren”) die Wurzeln und die Grundlage der Identität, bis zurück zum Landen des Wakas ("Kanus") in Neuseeland. Es ist eine Verpflichtung, Land und Wissen an die folgenden Generationen von Tamariki (“Kinder”) weiterzureichen.
Reisende sind immer willkommen von den Tangata Whenua, zumindest solange sie die Maori-Gebräuche respektieren. Gastfreundschaft ist eine sehr wichtige Tradition zwischen den Iwi ("Stämmen") und Hapu (“Unterstämmen”).
Einladungen beinhalten formelle Zeremonien, sehr viel Essen und ausgiebige Geselligkeit. Manuhiri (“Gäste”) in das Marae einzuladen bringt viele Verpflichtungen und Aufgaben mit sich, auch für die geehrten Gäste, die für die Dauer ihres Aufenthalts wie Familienmitglieder empfangen werden.
Als Besucher von Neuseeland ist man im Grunde automatisch ein Gast der Tangata Whenua und es wäre doch schade, seinen Gastgeber nicht kennenzulernen.
Te Reo Maori (die Maori-Sprache)
Nur 4% der Neuseeländer oder jeder vierte Maori sprechen heutzutage fliessend "Te Reo" ("die Sprache"). Te Reo ähnelt anderen polynesischen Sprachen, unterscheidet sich geringfügig im Dialekt über ganz Neuseeland und wurde erst 1987 zu einer Amtssprache erklärt. Frühe Missionare entwickelten die schriftliche Form von heute - davor wurde es nur gesprochen - doch die Regierung setzte Englisch in den Schulen durch, bis es fast zu spät war. Aufgrund seiner geistig-religiösen und traditionellen Bedeutung hat Te Reo vor allem in den Zeremonien des Marae überlebt. Dank Vertiefungen in Schulen und neuen Maori-Medien nimmt die Verbreitung wieder langsam zu. Radios senden in Te Reo und der Auftrag von “Maori Television” ist die Wiederbelebung der Sprache und des kulturellen Erbes. Jedes Jahr wird die Maori Language Week gefeiert, die die Sprache in allen Medien fördert (immer die letzte Woche im Juli).
Für Reisende ist Te Reo nicht notwendig, aber die Kenntnis von Aussprache und einigen Worten wird sicherlich dazu beitragen, viele Aspekte betreffend Maori in Neuseeland besser zu verstehen. Besonders wenn man eine Einladung auf ein Marae erwartet können einige Sprachkenntnisse das Erlebnis vervollkommnen.
Die Aussprache ist mit einigen Ausnahmen ähnlich wie im Deutschen:
A | wie in "alt" | |
E | wie in "Bett" | |
I | wie in “Igel” | |
O | wie in “Oktober” | |
U | wie in "Unter" | |
NG | wie in “Sänger” | |
WH | wird in den meisten Dialekten gesprochen wie ein "F" | |
AU | tönt ab und zu wie ein “OU” | |
Es wird immer jede Silbe ausgesprochen. |
10 hilfreiche Worte für Reisende:
Aotearoa | "Neuseeland - das Land der langen weissen Wolke" ("Land-weiss-lang“) | |
Kia ora | “Hallo” und “Danke” - Man kann es überall als einen Gruss verwenden oder als Dankeschön an Maori (“haben-Gesundheit”) | |
Haere mai | “Willkommen” - oft wird es in schriftlicher Form oder im Marae benutzt ("Kommen-hierher“) | |
Tena koutou | "Hallo" - eine formelle Begrüssung für mehr als 2 Personen (“das-Sie”) | |
Marae | "Hof" - es wird aber für das Versammlungshaus und dessen ganze Anlage verwendet | |
Powhiri | "Einladung" oder "Willkommenszeremonie“ - wenn Sie ein Marae zum ersten Mal betreten muss man einer speziellen Zeremonie folgen | |
Karakia | "Gebet" oder "Segen" - oft wird vor dem Essen oder Veranstaltungen ein Gebet gesprochen | |
Pakeha | Das Wort für Neuseeländer europäischer Abstammung | |
Ka pai | "Gut gemacht“ oder “OK“ (“<Zeitform>-gut") | |
Whanau | "Grossfamilie" - das Wort Familie wird sehr grosszügig aufgefasst und kann viel mehr Mitglieder beinhalten als in einer Pakeha-Familie |
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Maori-Kunst
Reisende können in Form von Maori-Kunst ein schönes Stück Neuseeland erwerben. Nach vielen Jahrzehnten der Vernachlässigung findet aktuell eine erfolgreiche Wiederbelebung statt, Maori-Kultur liegt voll im Trend!
- Whakairo (“Schnitzerei”): Dies ist wohl die ultimative Kunstform von Neuseeland, die Schnitzereistile sind in ihrer Art einmalig in Polynesien. Schnitzer arbeiten mit hervorragenden lokalen Hölzern, mit dem seltenen und wertvollen Pounamu ("Greenstone - neuseeländische Jade") und mit Knochen. Die atemberaubenden Schnitzereien der Marae werden von Tohunga Whakairo geschnitzt ("Schnitzerei-Experten"), was Rituale und Tapu involviert. Die Darstellungen von Vorfahren sind mehr als nur Dekoration, gefüllt mit spiritueller Kraft. Die zum Verkauf stehenden Artikel porträtieren oft Fischhaken, Koru (“Farnwedel") oder Hei Tiki (spirituelle menschliche Darstellung). Nachdem Sie einmal einen typischen Fischhaken-Anhänger gesehen haben werden Sie ihn als beliebter Schmuck von Reisenden auf der ganzen Welt erkennen können.
- Raranga Harakeke (“Weben-Flachs"): Da Flachs eine unverzichtbare Faser für das kältere Klima Neuseelands war, hat sich das Arbeiten damit in eine Kunstform entwickelt. Der Prozess beinhaltet Tapu, ähnlich wie das Schnitzen - zum Beispiel sollte man nicht gleichzeitig essen und das erste geschaffene Werk immer verschenken. Traditionelle Produkte sind Matten, Kete ("Taschen") zum Sammeln von Muscheln oder Kumara, Mäntel, Segel oder ganze Häuser. Heutzutage sind auch schöne Putiputi ("Blumen") oder ornamentale Designs wie Fische in Mode.
- Ta Moko ("Tätowierung"): Die Kunst der Tätowierung ist in gewisser Weise eine Schnitzarbeit auf dem menschlichen Körper, wobei die Linien tief in die Haut geritzt werden. Männer trugen ihr Moko meist im Gesicht, auf dem Gesäss und den Beinen, Frauen auf dem Kinn. Die Tätowierungen erzählen von Whakapapa und Erfolgen, sind ein Zeichen von Status, Beruf und Hierarchie. Die Gesichts-Moko identifizierten eindeutig die Führer der Gesellschaft, was die Europäer im Kampf ausnutzten. Als eine Absurdität der Geschichte gab es im 19. Jahrhundert sogar einen globalen Handel mit tätowierten Maori-Köpfen. Dabei tätowierten einige Maori ihre Sklaven, nur um danach deren Köpfe zu verkaufen. Traditionell gesehen muss man sich das Recht auf eine spezifische Tätowierung verdienen, aber neben einem bescheidenen Aufschwung traditionell tätowierter Gesichter ist es jetzt natürlich auf der ganzen Welt Mode, Maori-Designs zu verwenden.
- Kapa Haka ("Tanz-Gruppe"): Maori-Musik ist mehr als der herausfordernde und beeindruckende Haka (“posierender Tanz"). Kapa Haka bedeutet vor allem Waiata (“Lieder”), Poi (das schnelle Schwingen von leichten weissen Bällen an einer Schnur - ursprünglich um die Handgelenke für die Waffenhandhabung zu trainieren) und Ausdrücke wie Wiri (Zittern der Hände), Pukana (hervorstehende Augen) und Whetero (die Zunge herausstrecken, nur für Männer). Traditionelle Instrumente wie Flöten und Muschelhörner können die Tänze begleiten, obwohl heutzutage meist Gitarren dazu verwendet werden. Die Aufführungen sind sehr emotional und ein Highlight jeder Reise nach Neuseeland.
Es gibt viel mehr zur Maori-Kunst zu sagen als hier beschrieben, Sie können in den Galerien und Museen während Ihres Aufenthalts leicht mehr darüber herausfinden. Dort finden Sie auch sehr interessante zeitgenössische Maori-Kunst, viele Künstler haben ihren Beruf in das 21. Jahrhundert übertragen.
Einige berühmte Maori
- Kupe: Nach einigen Stammeslegenden ist er der erste Entdecker von Neuseeland und gab dem Land den Namen Aotearoa. Beeindruckt von der Fülle der Inseln kehrte er zurück nach Hawaiiki, um eine spätere Migration einzuleiten, die einmal mehr die unglaublichen Navigationsfähigkeiten der frühen Polynesier bewies.
- Hongi Hika: Ein Maori-Häuptling mit einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte, Hongi Hika von Northland (vom Stamm der Ngapuhi) wurde am Ende des 18. Jahrhunderts geboren und sammelte in seinen jungen Jahren viel dramatische Kriegserfahrung. Er war begeistert von den europäischen Musketen und deren Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Waffen. Sein Erfolg erlaubte ihm 1814 sogar einen Besuch in Sydney, wo er Samuel Marsden traf, den grossen Missionar Neuseelands. Er half Marsden mit seiner ersten Mission in der Bay of Islands und schützte deren Aktivitäten. Sein Interesse an den europäischen Fortschritten war gross und 1820 durfte er nach England reisen, wo er die Entwicklung eines Maori-Wörterbuchs unterstützte und König George traf. Er sammelte davon unabhängig auch soviele Waffen und Schiesspulver wie er auftreiben konnte, um nach seiner Rückkehr sofort mit 2'000 Kriegern und 1'000 Musketen den Tod seines Schwiegersohns in der Nähe von Thames auf der Koromandel-Halbinsel zu rächen. Der grosse militärische Erfolg ermöglichte ihm die Fortsetzung seiner Razzia in viele andere Teile der Nordinsel, bis er 1828 an einer Kriegsverletzung starb.
- Potatau Te Wherowhero: Der erste Maori-König wurde um 1800 geboren, ein Krieger und Häuptling von Waikato. Er hat den Vertrag von Waitangi nicht unterzeichnet, aber pflegte dennoch sehr enge Beziehungen mit den Europäern und traf sogar ein Abkommen zum Schutz von Auckland und des Gouverneurs. Als er später von der Krone enttäuscht war und einige seiner Ländereien konfisziert wurden, akzeptierte er 1857 seine Wahl durch einige Stämme zum ersten König, mit dem Ziel die Maori gegenüber der Krone zu vereinen. Er behielt bis zu seinem Tod drei Jahre später eine gemässigte Haltung.
- Sir Apirana Ngata: 1874 in der Nähe des East Cape mit 14 Brüdern und Schwestern geboren, kam in der Schule so gut voran, dass er als erster Maori den Hochschulabschluss einer neuseeländischen Universität erhielt. Er kämpfte von da an für die Rettung seines untergehenden Volkes. Mit der Young Maori Party wurde er 1905 Mitglied des Parlaments und später der Minister für “Ureinwohner-Angelegenheiten”. Die Schwerpunkte seiner Bemühungen waren unzählige Initiativen und Programme für Maori-Bildung, -Wirtschaft, -Kunst und -Kultur, um diese heil in die neue Realität Neuseelands zu übertragen. Er ist auf der 50 NZD-Banknote abgebildet.
- Te Puea Herangi: 1883 geboren und vom ersten Maori-König abstämmig, hat ihre stetige harte Arbeit und Vision zu vielen erfolgreichen Maori-Bauerngemeinschaften geführt, zur Wiedererhaltung der beschlagnahmten Ländereien des Waikato-Stammes, zum festen Königssitz in Ngaruawahia und zur Akzeptanz des Maori-Königtums in der Pakeha-Welt. Sie war auch sehr wichtig für die Wiederbelebung der Maori-Bräuche und -Künste. Sie wurde zur bekanntesten Persönlichkeit der Maori in Neuseeland, ihre Beerdigung 1952 wurde von 10'000 Personen besucht.
- Whina Cooper: 1895 geboren als Tochter eines lokalen Chiefs in einer armen Region des Hokianga. Sie erhielt dank ihrer starken Persönlichkeit und trotz 4 älterer Brüder eine wichtige Führungsrolle in der damaligen Maori-Gemeinschaft, koordinierte die Maori-Bauerngemeinschaften in Northland und unterstützte später die Maori in den Städten, leitete die Maori Women's Welfare League und unzählige andere soziale Projekte, sie war sogar die erste weibliche Präsidentin einer Rugby-Gesellschaft. Ihr berühmter Landmarsch im März 1975 protestierte gegen den Verlust von Maori-Land und führte zu Abfindungsverhandlungen mit dem Waitangi-Tribunal.
- Tame Iti: Vom Tuhoe-Stamm, der den Vertrag von Waitangi nie unterzeichnet hat. Seit ihm in der Schule verboten wurde Maori zu sprechen, wurde Tame Iti berüchtigt-berühmt als einer der bekanntesten Maori-Aktivisten. Er hat eine auffällige Gesichtstätowierung und einen sehr bunten Charakter. Er schockierte die Nation, indem er vor Minister spuckte, Protestmärsche organisierte, sein Gesäss gerne und oft herzeigte und 2007 während einer etwas übertriebenen Polizeirazzia verhaftet wurde. Aber er hat auch eine überraschend liebenswerte Seite, z.B. wenn er nach Aalen angeln geht, als Radio-DJ auftritt, Bilder malt, als Jugendsozialarbeiter mithilft oder mit einer Shakespeare-Theateraufführung um die Welt reist. Wir werden sicherlich noch mehr von ihm hören.
- Te Arikinui Tuheitia Paki: Er ist seit 2007 der aktuelle Maori-König und der 7. in Potatau’s Linie, mit Sitz in Ngaruawahia in der Nähe von Hamilton. Er entsprach nicht wirklich den britischen Erwartungen an einen Monarchen, als er bei Amtsantritt nicht einmal Maori sprechen konnte und neben dem regulären Schulbesuch auch Arbeitserfahrung in Schlachtereien, Landwirtschaft, der Armee und im Bau mitbrachte. Seine sympathische Bodenhaftung und Demut sind aber typisch in Neuseeland und werden als königliche Eigenschaften wahrscheinlich von der Mehrheit geschätzt.
- Willie Apiata: Er ist der Kriegsheld wie ihn jede Nation liebend gerne hätte. Dieser SAS Corporal war der erste Neuseeländer, der ein Victoria Cross für Neuseeland erhielt. Trotz aller Medienhysterie blieb er der äusserst sympathische und bescheidene Soldat, der 2004 das Leben seines Kollegen in einer sehr gefährlichen Mission in Afghanistan gerettet hat. 2008 löste er Sir Edmund Hillary als "vertrauenswürdigsten Neuseeländer" ab und überreichte seine kostbare Medaille grosszügig der Nation.
- Temuera Morrison: Der bekannte neuseeländische Schauspieler aus Rotorua war der energische und atemberaubende Star des gewaltsamen “Once were Warriors” und dessen Fortsetzung "What Becomes of The Broken Hearted?". Seitdem spielte er in Hollywood-Filmen wie "The Beautiful Country”, “Speed 2: Cruise Control”, “Star Wars Episode II: Attack of the Clones" und “Star Wars Episode III: Revenge of the Sith". Er spielte auch Rollen mit einem Maori-Schwerpunkt wie "River Queen", "Broken Englisch" und "Rain of the Children".
- Ruben Wiki: Einer von Neuseelands besten Rugby-Spielern, dieser in Auckland geborene League Star mit Maori- und Samoanischer Herkunft war der erste Neuseeländer mit über 300 Erstklass-Spielen. Er führte einst einen berühmten Haka vor dem Buckingham Palace an.
Tipps bezüglich Maori-Kultur
- Besuchen Sie eine kulturelle Maori-Darbietung, auch wenn es auf den ersten Blick touristisch erscheint.
- Spazieren Sie in Rotorua durch das ursprüngliche Dorf Ohinemutu mit seinem geschnitzten Marae und einer interessanten Kirche. Beachten Sie das Kirchenfenster, in dem Jesus mit einem Maori-Mantel dargestellt wird.
- Besuchen Sie die Waitangi Treaty Grounds in Northland mit dem schönen geschnitzten Marae und dem grössten Kriegskanu Neuseelands.
- Kaufen Sie Maori-Souvenirs neuseeländischer Herkunft (und nicht in ausländischer Massenarbeit produzierte Artikel).
- Machen Sie eine von Maori geführte Tour, bei der Sie mehr über deren Perspektive erfahren und Fragen stellen können. Lernen Sie etwas über das bei einem Marae-Besuch anzuwendende Maori-Protokoll.
- Schauen Sie Maori Television während Sie in Neuseeland sind oder Maori-Filme wie "Whale Rider", "River Queen”, “Utu”, “The Man who lost his Head" usw.
- Achten Sie auf die Privatsphäre beim Fotografieren und bitten Sie vorher um Erlaubnis, wenn Sie in ein Marae gehen oder einer Zeremonie beiwohnen.
Quelle für Bevölkerungsdaten: Statistik Neuseeland