Hundertwasser in Neuseeland
Die weltberühmten Hundertwasser-Toiletten in Kawakawa, das neue fantastische Hundertwasser-Museum im Town Basin von Whangarei - und weshalb überhaupt Hundertwasser in Neuseeland?
Die Hundertwasser-Toiletten in Kawakawa
Nicht viele Plätze wurden wegen ihrer Toiletten berühmt, Kawakawa hat zwar noch Dampflokomotiven und einen alten Bahnhof, aber die Hundertwasser-Toiletten sind ein Muss-Stop für alle die nach Northland reisen! Sie wurden zu den 'besten Toiletten der Welt' gewählt und seither hat sich mit vielen Touristenläden und Cafes ein kleiner Boom um die Kunst-WCs herum entwickelt.
Seit 2020 gibt es eine neue Attraktion in Kawakawa, ein neues Kulturzentrum, den Te Hononga Hundertwasser Memorial Park! Das Gebäude ist natürlich voll im Hundertwasserstil konzipiert worden und soll symbolisch verschiedenes miteinander verbinden: das Dorf Kawakawa und Hundertwasser, die Besucher mit dem Einheimischen, Maori und Nichtmaori, die Vergangenheit mit der Zukunft und den Menschen mit der Umwelt. Wie die Toiletten ist das Gebäude vor allem auch innen sehr sehenswert, es beherbergt eine Bibliothek, ein Gemeindebüro, weitere Toiletten und eine Kunstgalerie.
Hundertwasser lebte nicht weit entfernt auf seinem Grundstück namens Kaurinui am Waikare Inlet, nahe der Bay of Islands.
Te Kakano im Town Basin von Whangarei
Te Kakano heisst 'Der Samen', es war eine Art Testgebäude für das Hundertwasser-Museum. Die lokalen Baufachleute haben hier unter Aufsicht und mit Vorgaben der Hundertwasserstiftung in Wien ihre Kenntnisse vertieft, wie man eben NICHT mit geraden Linien bauen kann...
Man findet es im Town Basin von Whangarei, direkt neben dem schönen Yachthafen und unmittelbar neben dem Hundertwasser-Museum. Man kann die kleine Rampe zum Aussichtspunkt hochgehen, ideal für ein Erinnerungsfoto!
Das Hundertwasser-Haus in Whangarei
Das letzte Hundertwasserhaus der Welt - neben Wien nur das zweite ihm gewidmete Museum weltweit! Sein Name: 'Hundertwasser Art Centre with Wairau Maori Art Gallery' (Maori: 'Wai' = 'Wasser' und 'Rau' = 'Hundert')!
Ein Muss-Fotostopp fuer alle Touristen, das ungewöhnliche organische und bunte Gebäude ist aus der Nähe viel dreidimensionaler und grösser als man denkt, voller schöner und lustiger Details.
Das Museum im Innern ist eine ebenso faszinierende Wunderwelt, es stellt jeweils aus Wien geliehene Hundertwasser-Kunstwerke im Wert von bis zu $20 Millionen aus und thematisiert die Geschichte und zugrundeliegende ökologische und künstlerische Philosophie von Hundertwasser, hochaktuell und berührend.
Die integrierte 'Wairau Maori Arts Gallery' folgt seiner Bedingung, dass Maori-Kunst zwingend ein Teil des Kunstzentrums sein musste. Es ist die erste moderne Kunstgalerie Neuseelands, die ausschliesslich aktuellen Maori-Künstlern vorbehalten ist.
Das Zwiebelturm-Dach ist mit italienischem 24 Karat-Blattgold im Wert von $50'000 belegt und die 4‘000 Pflanzen auf dem Grasdach - der grösste Dachgarten der südlichen Hemisphäre - waren sogar doppelt so teuer, das Geschenk einer lokalen Gärtnerei. Der Zugang durch die Turmtreppe zu einem Aussichtspunkt ist im Ticket enthalten. Das Museum beinhaltet ebenfalls ein interessantes Restaurant und Whangarei ist mittlerweile voll mit Wandbildern, Hundertwasser-Briefkästen und Hundertwasser-Hommagen in den Galerien.
Für aktuelle Infos und Tickets siehe www.hundertwasserartcentre.co.nz.
Wie das Museum entstanden ist
Hundertwasser ist in Neuseeland nicht wirklich berühmt, die meisten Leute kennen ihn wegen der Toiletten in Kawakawa, haben aber keine Ahnung von seinem Künstlerleben und seiner restlichen Kunst. Für die meisten war 'Hantawassa' bloss ein komischer Hippie, dessen Designs wenig mit Neuseeland zu tun haben. Tatsächlich hat Hundertwasser seine neue Heimat bewusst ausgewählt, wurde 1983 sogar selbst zu einem Neuseeländer mit Pass, und ebenso wie die Natur berücksichtigte er die einheimische Kultur und Maori in seinen Projekten.
Hundertwasser zog bereits in den 70er Jahren nach Neuseeland, eine ferne Heimat für jemand, der Flugzeuge nicht mochte! Er segelte sogar auf seiner Yacht Regentag bis hierher, und auch im hohen Alter reiste er vor allem mit Kreuzfahrtschiffen, bis er schliesslich im Jahr 2000 auf der Queen Elizabeth 2 auf dem Weg nach Europa verstarb. Er wurde auf seinem Anwesen namens Kaurinui am Waikare Inlet nahe der Bay of Islands begraben.
Friedensreich wollte in seiner neuen Heimat weitere Projekte verwirklichen und Whangarei als nächste grössere Stadt (die Hauptstadt von Northland) war ein idealer möglicher Standort für solche Ideen. Ein neues Hallenbad für die Stadt wurde diskutiert, etwas konkreter war sein Vorschlag in 1993, im Town Basin von Whangarei ein bestehendes hässliches Gebäude in ein Hundertwasserhaus umzuformen, komplett mit Zwiebelturm und Grasdach! Leider war Hundertwasser mit seinen Öko-Ideen den Neuseeländern der damaligen Zeit zu weit voraus und die Unterstützung für seine Idee war mässig.
Das alte Gebäude stand 2008 immer noch, seit vielen Jahren unbenützt, an bester Lage beim Yachthafen. Das Projekt wurde folglich wieder aufgenommen und über die offiziellen Hundertwasser-Kanäle in Wien wurden neue Pläne erstellt. Erneut war die Bevölkerung gespalten, die Gegner waren ebenso leidenschaftlich im Kampf gegen ein farbenfrohes Haus in ihrer Stadt wie die begeisterten Befürworter.
Nachdem das Projekt mit Geldzusprachen immer erfolgreicher wurde, hat eine neu gewählte Gemeindeleitung 2014 alles wieder gestoppt. Enttäuschte Geschäftsleute und Künstler haben die Sache schliesslich in ihre Hand genommen und einen ambitionierten Plan zur Realisierung entwickelt - die Gemeinde hat nach einem erfolgreichen öffentlichen Referendum in 2015 dann doch wieder ihre Unterstützung zugesagt - das letzte Hundertwasser-Haus der Welt sollte trotz allem realisiert werden!
Im Juni 2017 dann die wunderbare Nachricht, dass die Finanzierung für den Gesamtbau des Museums gesichert ist: stolze 30 Millionen Neuseeland Dollar! Der Bau wurde im selben Jahr noch in Angriff genommen und Whangarei hat seither in Sachen Hundertwasser 100% durchgestartet! Die Stadt war bald reich an Wandgemälden, Hundertwasser-Briefkästen und Kunstwerken in den Galerien. Hunderte von Kindern und Freiwilligen haben sich am Projekt beteiligt – ein Wiederaufbau im ursprünglichen Sinne von Friedensreich.
2022 fand endlich die lang ersehnte Eröffnung statt, der Kontrast zum Vorgängerbau könnte grösser nicht sein.
Das letzte Hundertwasserhaus der Welt!
Die ursprüngliche Vision:
Besser als die Vision:
Aussicht vom Grasdach:
Whangarei's eigene Hundertwasser-Toiletten, nur eine von vielen!